Was präsentiert sich denn hier so hübsch am Ostsee Strand zwischen Rerik und Menschendorf? Ein ambitioniertes Projekt der Kunsthalle Kühlungsborn? Wohl kaum, das wäre ja dann am Strand von Kühlungsborn. Das Ergebnis der Projektwoche „Landschaftskunst Kapitel 1: Strandkunst“? So sieht es auch nicht aus, dann wäre auch bestimmt eine Absperrung da, an der ein „Berühren verboten“ Schild stehen würde.
Nein, hier scheint es sich um ein völlig selbst organisiertes Dingsbums zu handeln. Wahrscheinlich hatte hier eine Familie oder eine Gruppe von Freunden einen sonnigen Strandtag verbracht. Und irgendwann dachte man sich wohl, hm, jetzt haben wir genug gedöst und in die Ostseewellen geblickt, lass uns doch mal was machen. Oder die Kinder hatten die großen Stöcker angeschleppt und Papi sie schon mal so ineinander aufgerichtet. Vielleicht war am Anfang auch ein übrig gebliebenes Ostsee-Osterfeuer.
Wie dem auch sei, da standen nun die großen Holzstäbe am Ostsee Strand und sahen vielleicht ein bisschen kahl aus. Frauen neigen ja zum Dekorieren und schwupps, war der erste „Müll“ in den Ästen aufgehängt und es sah irgendwie dekorativ aus. Aber auf einem Bein kann man nicht stehen und schon machte sich die ganze Gruppe auf der Suche nach Strandgut. Davon gibt es einiges, aber glücklicherweise nicht zu viel zwischen Rerik und Meschendorf. Im Moment fast gar nichts mehr, es hängt ja alles in diesem maritimen Weihnachtsbaum.
Und wer immer jetzt vorbei geht, der fühlt sich merkwürdig inspiriert. Er guckt sich dann auch noch einmal um, ob er nicht einen kleinen Teil beitragen kann. Dabei kommt man mit Gleichgesinnten ins Gespräch und spontane Gruppen bilden sich, etwa so wie ein Flashmob. Da wird die beste Position für diese Muschel oder jenen kleinen, rosa Plastikbehälter diskutiert und so entstehen wohlmöglich neue Strandbekanntschaften. Ganz nett eigentlich.
Das ist mit Sicherheit Kunst. Interaktiv, aber ganz ohne Internet. Dafür mit viel Ostsee-Glitzer.