Wer keine schulpflichtigen Kinder hat und beruflich flexibel Urlaub einreichen kann, der kommt ab jetzt bis zum Saisonbeginn zu Ostern an der Ostsee im wahrsten Sinne des Wortes auf seine Kosten. Nachdem die Silvestergäste von Rerik bis Kühlungsborn erst für ausgebuchte Ferienwohnungen gesorgt haben und nun alle wieder nach Hause gefahren sind, da purzeln die Preise für Übernachtungen an der Ostsee in diesem schönen Landstrich.
Da man bis März auch keine Überbuchungen zu befürchten hat, kann der schlaue Ostsee-Reisende also in Ruhe eine günstige Wettervorhersage abwarten und dann zuschlagen. Jetzt gibt es die erste Reihe direkt am Meer oder besonders schön ausgestattete Wohnungen wie die Nr. 17 in der Residenz am Leuchtturm schon für sehr wenig Geld. Dazu noch ein sehr exklusives Ferien-Erlebnis, man hat Rerik fast ganz für sich alleine.
Da ergeben sich Gelegenheiten zum Plaudern mit „den Einheimischen“ und für eine ausführliche Lektüre des Lokalteils der Ostsee-Zeitung. Bald schon ist man darüber im Bilde, dass die Ursache für den massiven Feuerwehreinsatz der letzten Nacht ein verschollen geglaubte Angler und kein Feuer gewesen ist. Der Angler war bis um 23 Uhr nicht nach Hause gekommen und seine liebende Ehefrau alarmierte die Feuerwehr.
Also ertönten die Sirenen im Dorf und die Suche begann. Mindestens fünf Fahrzeuge fuhren an die Reriker Seebrücke und suchten und suchten….bis der Mann um drei Uhr wohlbehalten bei sich zu Hause wieder auftauchte.
Da ergeben sich doch sofort eine Reihe von spannenden Fragen: Wo war der Mann denn? Beim Angeln wohl nicht. Man denkt im besten Fall an eine Sauftour mit den Kumpels. Jedenfalls dürfte das Wiedersehen der Eheleute nicht frei von Spannungen gewesen sein. Wie bei denen der heutige Tag wohl gelaufen ist? Wer bezahlt eigentlich so einen Feuerwehreinsatz? Von der freiwilligen Feuerwehr Rerik?
Je länger ich Rerik bleibe, desto mehr verblassen die großen weltpolitischen Fragen. Das gemütliche Dorfleben lullt mich wohltuend ein, mit seinen wohltuenden Strandspaziergängen zwischen Steilküste und winterlich klarer Ostsee. Manchmal geht man zwei Stunden am Strand entlang und kann hinterher nicht ganz genau sagen, woran man dabei eigentlich gedacht hat. Hat man etwas gedacht? Wahrscheinlich nur an den armen Angler….ich glaube, ich bleibe noch eine Woche länger. Oder zwei?